Die platform100 wendet sich fünf Orten der Stadt zu, die, entlang der Buslinie 100 liegen und dennoch kaum Beachtung finden, da sie Orte des Übergangs, zwischen den eigentlichen “Sehenswürdigkeiten” sind. Diese von Nicolas B. Lecompte ausgewählten unscharfen Orte entbehren, gegenüber den eigentlichen Bezugspunkten der Buslinie und ihrer Benutzer, einer festgeschriebenen Identität. Am Rande des städtischen Flusses liegend, entgehen sie unserer Aufmerksamkeit und definieren doch den Stadttraum und das urbane Leben mit.
Indem der Fokus auf diese Orte gerichtet wird, können sie zur Projektionsfläche für jene Kulturen werden, die ebenfalls nicht im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen und doch Teil der unscharfen städtischen Realität sind. Die platform100 möchte einen neuen Blick auf lokale Gegebenheiten mit einer neuen Aufmerksamkeit für Interkulturalität verbinden, indem sie sich einfügt in bereits vorhandene Strukturen und gleichzeitig darüber hinausweist. An jedem der Orte wird daher eine Plakatwand installiert, die zu einem direkten Vergleich kultureller Standards anregt. Dabei werden bestimmte Charakteristika des gewählten Ortes in Bezug gesetzt zu einer Fotografie, die jeweils auf eine Besonderheit des repräsentierten Landes verweist. Über eine im Bus 100 ausliegende Broschüre, ebenso wie über eine Web-Site werden die Verknüpfungen inhaltlich erläutert.
Die einzelnen Stationen der platform100 können auf unterschielichem Wege erfahren werden. Einerseits können sie sich als eine Folge von “neuen Sehenswürdigkeiten” dem eingeweihten Fahrgast präsentieren, andererseits sind sie jedoch auch unvermittelt von einem unvorbereiteten Passanten wahrnehmbar. Sie werden ihm im ersten Augenblick als ein Werbeplakat erscheinen, das sich diesem Eindruck jedoch durch seine Unschärfe und seinen fehlenden Aufforderungscharakter widersetzt. Sie mischen sich unter das Vielerlei der Eindrücke und gewinnen ihren Reiz durch ihre scheinbare Bezugslosigkeit, die der Betrachter selbst erst herzustellen hat.